314 Menschen suchten die FRAUENBERATUNG SOEST auf

Jede dritte Frau in Deutschland hat bereits sexualisierte oder körperliche Gewalt erlebt. – Das ist traurige und bekannte Realität. „Gewalt ist ein gesellschaftliches Problem mit hohen ökonomischen Kosten. Mehr Aufklärung ist notwendig, damit Gewalt gegen Frauen kein Tabuthema bleibt und Betroffene Hilfe suchen und erhalten können. Und mehr gesicherte öffentliche Finanzierung!“ sind sich die Beraterinnen in der FRAUENBERATUNG SOEST sicher.

Die FRAUENBERATUNG SOEST ist mit ihren Fachbereichen „Allgemeine Frauenberatung“ und „Fachstelle gegen sexualisierte Gewalt“ eine wichtige Ergänzung im Hilfenetz des Kreises Soest. Sie bietet bereits im vierten Jahr niedrigschwellige und sozialraumnahe Hilfe- und Beratungsangebote.

Derzeit erhält die FRAUENBERATUNG SOEST Fördermittel des Landes NRW und des Kreises Soest, jedoch sind dies freiwillige Leistungen, die regelmäßig zur politischen Disposition stehen. Ein erheblicher Eigenteil von 10% muss von der Trägerin, die Evangelische Frauenhilfe in Westfalen, aufgebracht werden. Daher ist die Frauenberatung auch auf Spenden angewiesen. „Für eine bedarfsgerechte Beratung und Begleitung schutzsuchender Frauen ist eine verbindliche Finanzierung unerlässlich“, stellt eine der drei Beraterinnen, Lena Sauerland, klar.

Es gilt, die Istanbul Konvention umfassend umzusetzen, insbesondere häusliche Gewalt in Umgangsverfahren zu berücksichtigen“, erläutert die Beraterin Larissa Braun. Häusliche Gewalt sei ein gesellschaftliches Problem, für das nachhaltig sensibilisiert werden muss.

Die Statistik des BKA aus dem Jahr 2024 verdeutlicht die Lage in Bezug auf Tötungen von Frauen, sogenannte Femizide. „Ein Hochrisikomanagement sollte durch interdisziplinäre Zusammenarbeit der FRAUENBERATUNG SOEST mit der Justiz implementiert werden“, stellt Beraterin Barbara Batzik klar. Die vertrauliche Spurensicherung sei umfassend umzusetzen: zeitnah müssen dezentrale, niedrigschwellige Angebote, kurze Wege und eine umfassende Versorgung Betroffener nach sexualisierter und körperlicher Gewalt aufgebaut werden. Der Ausbau von Therapieplätzen für betroffene Frauen ist ebenfalls eine wichtige Forderung.

Die FRAUENBERATUNG SOEST berät Frauen ab 16 Jahren, Angehörige, Fachkräfte und Multiplikatorinnen. Im Jahr 2024 wurden 314 Menschen beraten, davon 238 erstmals. Insgesamt wurden 1.132 Beratungsgespräche geführt. 62 Beratungen wurden per Mail oder Chat und 21 per Videokonferenz durchgeführt. 45 Frauen wurden zu Gerichtsverhandlungen, Vernehmungen bei der Polizei, Anwältinnen oder Ärzt*innen begleitet.

Ziel der Beratung ist die Stärkung und Ermutigung der Frauen, ein selbstbestimmtes und gewaltfreies Leben zu führen. Die Beratung erfolgt parteilich, kultursensibel, intersektional, queer-feministisch, niedrigschwellig, unentgeltlich und dezentral im Kreis Soest.

Die häufigsten Beratungsanlässe sind erlebte Gewalt (physisch oder psychisch), sexualisierte Gewalt, Stalking, Belästigung, Mobbing, Trennung, Scheidung, Beziehungsprobleme, Ängste, Depressionen und andere psychische Beschwerden. Über 80% der ratsuchenden Frauen sind von geschlechtsspezifischer Gewalt betroffen.

Sexualisierte Gewalt ist in verschiedenen Lebensbereichen und Kontexten vorhanden. 52% der Nennungen betreffen Vergewaltigung oder sexuelle Nötigung, 23% sexuelle Belästigung und 32% Taten gegen die sexuelle Selbstbestimmung in der Kindheit.