Die Sonne erhebt sich kaum über den Horizont, doch für viele berufstätige Mütter hat der Tag bereits begonnen. Noch bevor die Stadt in ihren geschäftigen Rhythmus übergeht, ist bereits das Frühstück vorbereitet, die Kinder für die Schule fertiggemacht und die beruflichen Unterlagen durchgesehen. Diese Szene ist nur ein kleiner Ausschnitt aus dem Leben einer berufstätigen Mutter, die täglich ihre vielfältigen Rollen meistert und dabei eine bemerkenswerte Widerstandsfähigkeit und Stärke zeigt.
Frauen, die sowohl berufliche als auch familiäre Verpflichtungen jonglieren, zeichnen sich durch besondere organisatorische Fähigkeiten und ein starkes Management aus. Doch oft bleibt die Selbstfürsorge dabei auf der Strecke. Viele Frauen sehen sich mit Situationen konfrontiert, die ihre Belastungsgrenzen überschreiten.
Für diese Herausforderungen gibt es Angebote wie die Frauenberatung Soest. Professionell begleiten sie ihre Klientinnen.
Im Jahr 2023 wurden 322 Menschen beraten, von denen 247 erstmals Kontakt zur Beratungsstelle hatten. Insgesamt wurden 982 Beratungsgespräche geführt. Seit der Gründung der Beratungsstelle im Dezember 2020 steigen die Beratungszahlen stetig an.
Frauen suchen oft mit einem bestimmten Anliegen die Beratungsstelle auf. Im Gespräch zeigt sich jedoch, dass viele Themen miteinander verknüpft sind. Verschiedene Gewaltformen oder Trennung, Stalking, Belästigung oder Mobbing und Schwierigkeiten in Partnerschaft, Familie, Freundeskreis oder am Arbeitsplatz sind häufige Themen in der Beratung.
Knapp die Hälfte der Frauen suchen wegen Trennung, Scheidung oder Beziehungsproblemen Rat. Ängste, Depressionen oder andere psychische Beschwerden, belastende Lebenssituationen und Krisen sind weitere häufige Beratungsanlässe. Bei gut 30 % der Ratsuchenden bildet der (Wieder-)Aufbau des Selbstwertgefühls einen essentiellen Bestandteil des Beratungsprozesses.
„Häusliche Gewalt führt oft zu sogenannten Multiproblemlagen“, erläutert die traumazentrierte Fachberaterin der Frauenberatung, Larissa Braun: „Gewalt kann Trennung nach sich ziehen, was finanzielle Schwierigkeiten und Herausforderungen im Umgang mit den Kindern bedingt.“ Ihre Kollegin, die Systemische Therapeutin Barbara Batzik, ergänzt: „Gleichzeitig müssen die Betroffenen die Heilung der körperlichen und psychischen Folgen der Gewalt bewältigen.“ Termine mit Polizei, Anwält*innen, Gerichten, Ärzt*innen, Jobcenter und Jugendamt prägen den Alltag der Frauen und nehmen viel Zeit und Energie in Anspruch.
„Jede Frau entscheidet für sich, welchen Weg sie wählt und wann sie ihn geht“ erklärt die Systemische Therapeutin, Lena Sauerland, den Grundsatz der Beratungen. Die Frauenberatung Soest bietet umfassende Unterstützung für alle frauenrelevanten Themen. Die kostenlosen und vertraulichen Beratungen finden in Soest, Lippstadt, Warstein und Werl statt. Seit Mai 2023 gibt es zudem ein Online-Beratungsangebot. Momentan werden Workshops zu den Themen „Safer Dating“ und „Resilienz“ kostenfrei angeboten.
Neben der Beratung gehören Netzwerkarbeit und Prävention zu den Aufgaben der Mitarbeiterinnen. Workshops und Schulungen für interessierte Bürger*innen und Fachkräfte sind Teil des Angebots.
Die Frauenberatungsstelle Soest erhält Fördermittel des Landes und des Kreises Soest, dennoch verbleibt ein erheblicher Eigenanteil, der von der Evangelischen Frauenhilfe in Westfalen aufgebracht werden muss. „Für eine bedarfsgerechte Beratung und Begleitung schutzsuchender Frauen ist eine verbindliche Finanzierung unerlässlich“, stellt Lena Sauerland heraus. Weitere Informationen zur Beratungsstelle, ihren Angeboten und zu Spenden sind unter www.frauenberatung-soest.de.